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„Der Körper vergisst nichts“ – Im Gespräch über Beckenboden, Trauma und Selbstfürsorge



Frauen in den Wechseljahren spüren oft deutlicher als zuvor, dass ihr Körper ein Gedächtnis hat. Verspannungen, diffuse Schmerzen, das Gefühl, den eigenen Körper nicht mehr im Griff zu haben – all das kann seinen Ursprung im Beckenboden und in unverarbeiteten Erfahrungen haben.

Ich habe mit Simone Wild, Körpertherapeutin und Expertin für Beckenbodenarbeit, darüber gesprochen, warum gerade die Zeit um die Wechseljahre so entscheidend ist, welche Rolle Trauma spielt und wie Frauen wieder mehr Vertrauen und Stärke in ihrem Körper finden können.


Interviewpartnerin Beckenboden Wechseljahre
Bildquelle: Canva



Simone, warum ist der Beckenboden gerade für Frauen in und nach den Wechseljahren so ein zentrales Thema?


„Der Beckenboden ist viel mehr als ein Muskel. Er ist ein Speicher für Erfahrungen, für Spannung, aber auch für Freude und Lebendigkeit.“ Simone erklärt, dass viele Frauen erst in der Lebensmitte bemerken, wie sehr dieser Bereich mit ihrem gesamten Wohlbefinden verknüpft ist.

In den Wechseljahren verändert sich die hormonelle Situation – Östrogen und Progesteron nehmen ab. Dadurch verliert das Gewebe an Elastizität, Trockenheit oder Schwäche können entstehen. „Aber es geht nicht nur um die Hormone. Es geht darum, wie wir unseren Körper bisher gelebt haben. Viele Frauen haben sich vom Becken abgeschnitten – sei es aus Scham, weil über Sexualität nicht gesprochen wurde, oder weil sie Geburten und Verletzungen erlebt haben.“

Simone betont: Wer hier frühzeitig ansetzt, kann Kraft, Stabilität und ein neues Körpergefühl entwickeln – und so typische Beschwerden in den Wechseljahren aktiv beeinflussen. Denn "Der Beckenboden ist die wichtigste Etage im Haus Mensch".


Viele Frauen fühlen sich in dieser Lebensphase fremd im eigenen Körper. Was rätst du ihnen?


Simone nickt: „Das höre ich ständig. Und ich kenne es auch aus meinem eigenen Leben.“ Der erste Schritt sei, den Körper wieder wahrzunehmen – ohne direkt zu bewerten.
Es geht vielmehr darum, die Strukturen und das ganz individuelle, eigene Thema zu verstehen, und aus diesem Verständnis heraus mit dem Beckenboden zu arbeiten.

„Wir sind es so gewohnt, im Kopf zu sein, Probleme zu analysieren, alles verstehen zu wollen. Das ist ok. Aber der Körper will gespürt werden. Wenn eine Frau beginnt, wieder Kontakt zu ihrem Becken aufzunehmen, passiert oft etwas Erstaunliches: Sie fühlt sich lebendiger, sicherer, mehr bei sich.“


Wie wirkt sich das konkret auf den Alltag einer Frau aus?


Simone beschreibt typische Szenarien: „Eine Frau, die es gewohnt ist Leistung zu bringen und in einer Führungsposition zu sein, und die plötzlich eine leichte Inkontinenz spürt, oder das Gefühl hat, die Situation und den eigenen Körper nicht mehr im Griff zu haben, fühlt sich total verunsichert."

Diese Unsicherheit strahlt sie aus - auch wenn sie sich bemüht, genau das nicht zu tun. Sie kann gar nicht bei der Sache sein, wird vielleicht fahrig, verhält sich nach außen hin merkwürdig. Denn innerlich beschäftigen sie andauernd Dinge wie "was, wenn die Einlage nicht hält?" Oder "hoffentlich schaffe ich es noch rechtzeitig zur Toilette!"

"Wenn so eine Frau lernt, mit ihrem Körper zu arbeiten, und die Themen im Becken zu lösen, bekommt sie ein ganz neues Standing, und eine Selbstsicherheit, die sie nie zuvor hatte. Dann verändert sich oft mehr, als sie sich vorstellen kann. Und das geht weit über das körperliche Befinden hinaus“

Das Nervensystem beruhigt sich, die Atmung vertieft sich, der Schlaf wird besser. Und auch das Umfeld reagiert positiv, wenn Frau sich den Raum nimmt, den sie für ihr eigenes Wohlbefinden und ihre persönliche Weiterentwicklung braucht. Auch wenn genau das vielen anfangs so unglaublich schwer fällt.

„Viele berichten auch, dass ihre Libido zurückkehrt oder dass sie weniger Schmerzen im Rücken haben. Es geht also nicht nur um den Beckenboden an sich, sondern um ein neues Gleichgewicht im ganzen Körper.“


Was können Frauen ganz konkret tun, um ihren Beckenboden zu stärken?


„Zuerst: Weg vom Leistungsdenken!“, sagt Simone entschieden. Es geht nicht darum, möglichst viele Beckenbodenübungen „abzuhaken“. Entscheidend ist, fein zu spüren, sanft zu aktivieren und schrittweise und nachhaltig zu stärken.

„Der Beckenboden ist so individuell wie jede Frau. Nicht alles, was der "Beckenbodenmarkt" so hergibt, ist für jede Frau gut, zielführend und ausreichend. Der Beckenboden liebt Lebendigkeit und Freude. Er will nicht nur trainiert, sondern gespürt und integriert werden.“


Generelle Tipps, die jede Frau sofort umsetzen kann:

  • täglich einige Minuten bewusst atmen und das Becken wahrnehmen
  • Wärme und Berührung: ein warmes Körnerkissen, eine sanfte Hand auf dem Bauch
  • Bewegung, die Freude macht – Tanzen, Spazieren, Yoga

Aber das reicht in den allermeisten Fällen nicht aus. Es braucht wirklich gezielte und individuell passende Übungen, die den Beckenboden kräftigen und alle Aspekte der komplexen Muskulatur bedenken – ganz individuell. Das gilt ganz besonders auch dann, wenn es bereits Themen wie leichte Inkontinenz, Schmerzen oder Traumata gibt.



Zitat Beckenboden
Bildquelle: Canva

Welche Rolle spielt Trauma in deiner Arbeit mit dem Beckenboden?


„Der Körper vergisst nichts.“ Dieser Satz zieht sich wie ein roter Faden durch Simones Arbeit. Erfahrungen, die wir nicht verarbeiten konnten – seien es Übergriffe, schwierige Geburten, aber auch scheinbar kleine Momente von Beschämung – setzen sich im Körper fest.

Gerade der Beckenboden reagiert sensibel auf Stress und Trauma. „Viele Frauen merken das gar nicht bewusst. Sie spüren nur, dass sie ständig angespannt sind, dass sie nicht richtig loslassen können – weder körperlich noch emotional.“

Simones Ansatz ist, mit ihrem System der Körper- bzw. Beckenbodenarbeit, aber auch mit Atem und Achtsamkeit diesen Bereich wieder spürbar zu machen. „Es geht nicht darum, alte Geschichten hochzureißen. Sondern darum, dem Körper zu signalisieren: Du bist jetzt sicher. Du darfst loslassen.“


Dein wichtigstes Learning aus all den Jahren mit Frauenarbeit?


Simone denkt kurz nach, dann lächelt sie: „Dass Heilung möglich ist – egal, wie lange ein Thema schon besteht. Frauen kommen zu mir, die seit Jahrzehnten mit Schmerzen, Inkontinenz oder Scham zu tun haben. Und wenn sie sich trauen, diesen Teil von sich liebevoll anzuschauen, verändert sich etwas Grundlegendes.“

Die Wechseljahre sieht sie dabei nicht als Problem, sondern als Einladung. „Es ist eine Schwelle, ein Übergang. Und gerade hier liegt eine riesige Chance, alte Lasten loszulassen und neu bei sich anzukommen. Sich selbst zur Priorität zu machen. Sich Zeit zu nehmen, um ins Spüren zu kommen. Eine neue Vision zu entwickeln von sich selbst. Und die Verwirklichung dieser Vision aktiv voranzutreiben.“


Fazit: Mehr Körperbewusstsein = mehr innere Stärke


Das Gespräch mit Simone macht deutlich: Beckenbodenarbeit ist keine Nebensache, sondern ein Schlüssel zu mehr Energie, innerer Ruhe und Lebensfreude. Wer sich auf diesen Weg einlässt, entdeckt oft, dass im Körper, an der Basis Beckenboden entscheidende Antworten liegen.

Oder wie Simone es sagt: „Wenn wir uns, unseren Körper, unseren Beckenboden wieder spüren, finden wir auch unsere Kraft zurück.“


Das komplette Interview

mit Simone kannst Du hier anhören


Weitere Infos zu Simone und Ihrer Arbeit findest Du unter www.beckenboden-simonewild.com



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